22. Februar 2019

Urushi - Die traditionelle Arbeit mit Lack in Japan

Der frisch gezapfte Saft enthält viele Verunreinigungen, muss also vor der Verwendung gefiltert werden. Aus einem Baum kriegt man gegen 200-250 Gramm Urushi.

Magdalena Kozar ist Restauratorin in der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Magdalena Kozar ist Restauratorin in der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Zurzeit arbeitet sie an einem Restaurierungsprojekt zu Japanischen Imari Vasen mit Lackauflagen, die um 1700 in Arita hergestellt wurden. Magdalena begleitet den Restaurierungsprozess in Tokyo, um von den Spezialisten aus dem Ursprungsland der Vasen zu lernen. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen rund um die Restaurierung in Dresden und Tokyo.

Urushi - ein besonderer pflanzlicher Lack, der die Vogelbauervasen aus der Porzellansammlung in Dresden schmückt. Restauratorin Magdalena Kozar beschreibt den langwierigen Herstellungsprozess

Die Sommermonate in Japan waren eine gute Gelegenheit zu erfahren, auf welche Art und Weise man Urushi gewinnt - ein besonderer pflanzlicher Lack, der die Vogelbauervasen aus der Porzellansammlung in Dresden schmückt.Es wird angenommen, dass das japanische Wort "Urushi" aus "uruwashi" (schön, angenehm) und "uruosu" (feucht und luxuriös) entstanden ist. Der Name betrifft aber nicht nur die Objekte, die mit dem Lack hergestellt wurden, sondern auch die Laubbäume, aus welchen der Lack gezapft wird. Dieser natürliche Saft wird seit ein paar tausend Jahren für die Herstellung von Lackobjekten benutzt. Die Lackbäume (Rhus verniciflua) wachsen meistens in Wäldern auf Hügeln und Bergen in einigen ostasiatischen Länder. In Japan gibt es nur ein paar Orte, wo man heutzutage den rohen Lack gewinnt. Einer der bekanntesten ist das Okukuji Gebiet in der Präfektur Ibaraki.

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Während meines Aufenthaltes in Japan ergab sich eine gute Gelegenheit, diese schwer zugänglichen Orte zu besuchen und den Gewinnungsprozess von Urushi persönlich sehen und erfahren zu können.Die Lackbäume zieht man entweder aus Samen oder den Wurzeln. Die Bäume können Höhen bis ungefähr 20 Meter erreichen. Die beste Lackqualität erhält man aus zehnjährigen Bäumen und dabei aus einem Baum nur ungefähr 200-250 Gramm Urushi, was die Substanz noch mehr besonders und wertvoll macht. Wie ich selbst erfahren konnte - die Arbeit mit dem Lack verlangt sehr viel Geschicklichkeit und Erfahrung.

Zuerst wird das Gras, was in der Nähe wächst, entfernt um den Zugang zum Baum zu erleichtern. Danach schneidet man die alte Rinde weg um einen sauberen Schnitt zu ermöglichen. Der Saft wird gezapft, indem man 5 bis 10 horizontale Einschnitte mit einem speziellen Messer in den Stamm des Baumes ritzt - im Wechsel auf der rechten und auf der linken Seite. Es braucht sehr viel Aufmerksamkeit um den Stamm nicht zu tief oder zu flach einzuschneiden. Nach einer kurzen Weile kommt der milchig-trübe Rohlack aus der Wunde heraus und wird mit einem spitzen Spatel gesammelt.

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Die Hauptkomponente des rohen Lackes ist eine ölige Substanz - Urushiol. Nachdem man einen Schnitt am Urushibaum gemacht hat, wird der Saft langsam hart indem er die Luftfeuchtigkeit aufsaugt. Wenn er Wärme und Feuchtigkeit ausgesetzt ist, wird ein Enzym aktiviert, das den Sauerstoff aus dem Wasser extrahiert und damit das Urushiol versorgt. Der aus dem Baum herausfließende Saft wird durch die Polymerisation stark und haltbar. Die Quantität der Urushiole ist für die Qualität des Lackes verantwortlich - je mehr der Lack von dieser Substanz enthält, desto besser ist seine Qualität. Der Japanische Lack hat besonders viel Urushiol, deswegen sind seine Eigenschaften so wertvoll. Andererseits ist das Urushiol aber auch eine giftige Substanz, die bei direktem Hautkontakt eine allergische Reaktion auslösen kann. Deshalb muss man bei der Arbeit besonders aufpassen um den Rohlack nicht zu berühren. Für die Arbeit auf dem Urushi-Feld braucht man bestimmte Werkzeuge, die leider zurzeit in Japan kaum produziert werden.Der Japanlack wird zwischen Juli und November gezapft. Abhängig von der Saison verändern sich seine Eigenschaften. Im Frühjahr ist Urushi noch sehr dünn und wenn die Saison vorrückt wird er allmählich dicker. Den besten Lack bekommt man im Hochsommer.Nachdem alle Stellen aus denen man den Lack bekommen kann angeschnitten sind, wird der Baum gefällt. Der frisch gezapfte Rohlack, der noch viele Vereinigungen enthält, wird vor der Verwendung gefiltert. Dann wird der Wassergehalt langsam verdampft. Durch diesen Prozess erhält man eine entsprechende Viskosität, Glanz und Transparenz.

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