14. August 2020

"Bei uns zu Gast" – Wan Atikah WY

Eröffnung der Präsentation im Innenhof

Vorstellung

In dieser Reihe stellen wir Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland vor, die in den Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu Gast sind, um vor Ort zu forschen.

Who are you and what is your field of research?

Wer sind Sie und in welchem Bereich arbeiten/forschen Sie?

Mein Name ist Wan Atikah WY und ich arbeite als Cultural Worker in Penang, Malaysia. Ich habe Anthropologie studiert und bin seit einigen Jahren für einer lokale NGO, Arts-ED Penang, auf dem Gebiet der Kunst- und Kulturerbeerziehung und der kulturellen Kartierung zur Ortsbestimmung tätig. Mein Interesse gilt der städtischen Anthropologie: der Beziehung zwischen dem Zugehörigkeitsgefühl in einem öffentlichen Raum und der sich ständig verändernden Gemeinschaft, die dort lebt, und der Frage, wie Kunst und Kultur helfen können, Menschen in einem öffentlichen Ort wie einem Museum zusammenzubringen.

Bild

Wan Atikah WY aus Penang, Malaysia

Was hat Sie zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geführt?

Was hat Sie zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geführt?

Von Oktober bis Dezember 2019 habe ich bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, insbesondere am Japanischen Palais, ein vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) vergebenes, interkulturelles Praktikum absolviert. Was mich letztlich zu den SKD geführt hat, war die Fülle an Museen und Sammlungen innerhalb Verbundes. Ich wollte gern erfahren, inwiefern mittelhilfe von Ausstellungen, Sammlungen und Veranstaltungsprogrammen Inhalte transportiert werden um etwa soziale Missstände anzusprechen, Fragen aufzuwerfen und die Gemeinschaft zusammenzubringen.

Which object in our collections do/did you like best and why?

Welches Objekt aus unseren Sammlungen hat es Ihnen besonders angetan und warum?

Ich habe mich sofort in das Damaskuszimmer verliebt. Der Raum selbst und die feingliedrige A'jami-Technik, die vor 200 Jahren zur Dekoration der Wände verwendet wurden, sind unglaublich eindrucksvoll und wunderbar anzuschauen. Was mich beim Betrachten des Raumes am meisten faszinierte, war dessen Herkunft: Damaskus. Ein so schöner Raum muss doch aus einer ebenso schönen und reichen Kultur und Zivilisation stammen. Es machte mich neugierig auf die Geschichten aus Damaskus, die der Raum beherbergt.

Es fühlte sich fast so an, als würde ich in eine andere Zeit versetzt, als ich davor stand.

Damaskuszimmer

Which museum in Dresden (also except SKD) impressed you most and why?

Welches Museum in Dresden hat Sie besonders beeindruckt und weshalb?

Besonders beeindruckt war ich vom Militärhistorischen Museum in Dresden. Während meines vergleichweise kurzen Aufenthalts in Deutschland lernte ich, dass die Beschäftigung mit der deuten Militär- und Kriegsgeschichte für die meisten Menschen hier angesichts der Vergangenheit kein besonders angenehmes Thema ist. Aber mithilfe der Architektur, Raumdynamik und Ausstellungspräsentation wurde das Thema Militärgeschichte und die Zukunft des Militärs aus multifokalen Perspektiven sehr gut diskutiert und präsentiert. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht nicht die Entlarvung von Stereotypen oder der Versuch, militärische Siege im Krieg zu romantisieren, sondern das Anliegen, den Besucher*innen ein fundiertes Urteil über Krieg und Gewalt zu ermöglichen.

Welche Relevanz besitzt Ihr (Forschungs-)Vorhaben für die Gesellschaft?

Welche Relevanz besitzt Ihr (Forschungs-)Vorhaben für die Gesellschaft?

In den letzten Jahren erleben wir überall auf der Welt große Veränderungen: Migrationsbewegungen, ein rasanter Wandel der Demographie der Gemeinden, Erstarken des Populismus und nicht zuletzt der Klimawandel. Hier sehe ich das Museum als einen öffentlichen Ort (der dem "museum usui publico patens" [Inschrift des Japanischen Palais] gerecht wird), der für die Erfassung dieses Wandels, für die Diskussion und die Information darüber von entscheidender Bedeutung ist, indem er integrativ wirkt und die Öffentlichkeit in einem sicheren öffentlichen Raum wie dem Museum zusammenbringt.

Eröffnung der Präsentation im Innenhof
© theater junge generation, Foto: MD Arafat ul Islam
Diskussionsabend im Japanischen Palais

What will the museum of the future look like (What does this imply for your current research activities)?

Wie wird das Museum der Zukunft aussehen (und was bedeutet das für Ihre aktuelle Forschungstätigkeit)?

Das Museum wird, denke ich, immer ein geschützter Raum für Kunst und Geschichte sein und als Ort fortbestehen, an den Menschen kommen, um zu staunen, nach Weisheit zu suchen und etwas über ihr kulturelles Erbe zu erfahren. Museen in der Zukunft werden jedoch noch mehr sein.

Museen werden in Zukunft ein Orte sein, die eine einseitige Kommunikation überwinden, an denen sich Bürgerinnen und Bürger eingeladen fühlen, an einem gemeinsamen Diskurs teilzunehmen.

Räume, die kreatives und kritisches Denken bei der Auseinandersetzung mit regionalen wie auch globalen Themen fördern.

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